Norbert: Vom Alkohol zu Jesus

norbert_portraitAuch ich bin etwas wert, auch ich habe etwas zu sagen. Bei mir ist im Leben bisher viel passiert, insbesondere viele Veränderungen. Die wichtigste Veränderung war, dass ich jahrelang Alkohol konsumiert habe, mehr als es gut war. Ich bin Alkoholiker, bin jetzt aber seit 19 Jahre zufrieden trocken. Angefangen hatte alles aus Neugier, Neid und Dazugehören wollen. Mit 17 Jahren hatte meine Schwester uns je eine Flasche Chinzano gekauft. Im Laden haben wir ausgemacht, jeder probiert vom Anderen. Ich hatte genau aufgepasst, dass sie von mir nicht zuviel nimmt. Wehe, es war mehr als sie sich eingeschenkt hatte. Da wollte ich die Differenz immer sofort ausgleichen. Das hatte ich auch getan, solange bis die Flaschen leer waren. Am nächsten Morgen war mir vielleicht übel und ich wußte noch nicht einmal warum. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Alkohol getrunken.Nach bestandener Gesellenprüfung durfte ich auch in der Werkstadt zur Mittagspause ein Bier trinken. Nun war ich ja ein Geselle und ich gehörte dazu. Wie alle anderen konnte ich endlich ganz offiziell ein Bier trinken. Wir jungen Leute hatten auch einen „Lieblingsgesellen“, bei dem durften wir schon als Lehrlinge auf dem Bau ein oder mehrere Biere zu uns nehmen. Der war damals der King, der verstand uns. Mit diesem Lieblingsgesellen habe ich auch die Spielautomaten kennengelernt. Ich hatte Geburtstag, da bin ich auf die Idee gekommen, wir gehen nach Feierabend noch meinen Geburtstag begiessen. Die erste Runde ging auf mich, während dieser ersten Runde spielte unser „King“ am Automaten und er hat verloren. Als er zu uns an den Tisch kam, sagte er: „Der Automat ist heute nicht bei Laune, er spuckt nichts aus“. Ich, schon etwas angetrunken (nüchtern hätte ich mir damals nicht getraut, den Mund aufzumachen) tönte ganz groß: „Heute habe ich Geburtstag, darum werde ich auch gewinnen“. Das war dann leider auch so, Ich hatte ungefähr 2-3 DM reingeworfen und zirka 30 DM gewonnen. Bei einem Monatslohn als Lehrling von 100 DM war das ziemlich viel. Da waren unverhoffte 30 DM schon viel Geld. Nach und nach wurde das Trinken und Spielen zur Gewohnheit. Eigentlich kann nur ich allein auf der ganzen Welt so blöd sein das schwer verdiente Geld in solch einen Kasten zu stopfen. Damals kostete ein Spiel 30 Pfennige und dauerte 15 Sekunden. In der Minute 1,20 DM. Meistens spielte ich gleichzeitig an drei Automaten macht in der Minute 3,60 DM. In der Stunde sind das 216,00 DM, dafür mußte ich zirka 10 Stunden arbeiten. Ich bin so nach und nach in einen unendlichen Kreislauf hinein geraten. Ich habe gespielt und getrunken. Habe ich gewonnen. darauf musste ich einen trinken, habe ich verloren auch, dann habe ich meinen Frust ersäuft. Es gab immer Gründe, etwas zu trinken. Ich kannte auch immer Menschen, die mehr tranken und spielten.

In solch einem Lebenswandel wird der Schuldenberg immer höher. Irgendwann sagen die Banken, jetzt ist es genug, es gibt vorerst nichts mehr. Die tollsten „Geschichten“, z.B Waschmaschine kaputt, Wasserschaden verursacht und, und…. brachten bei den Banken nichts mehr. Ich brauchte aber Geld. Geld war das Mittel, um meine Sucht zu befriedigen. Der nächste Angriffspunkt war das Lohnbüro – auch hier wieder Geschichten. Das ging auch eine Weile gut. Als das Lohnbüro anfing, Schwierigkeiten zu machen, da habe ich einen Betriebsrat gebeten, mir zu helfen. Irgend einen „wichtigen“ Grund habe ich immer gefunden. Es gibt keinen besseren Schauspieler als einen Mensch der seine Sucht befriedigen muß.

Wie das Wort „Sucht“ schon ausdrückt, war ich immer auf der Suche, bloß wusste ich nie genau, was ich eigentlich suchte. Mit Jesus konnte ich noch nichts anfangen. Ich wusste, Jesus hat am 24. 12. Geburtstag. Dieser Geburtstag nennt sich auch Weihnachten. Mir war auch klar, die Welt kann nicht aus Zufall entstanden sein. Da muß etwas gewaltig Macht haben, um solches wie die Welt entstehen zu lassen. Damit war mein Wissen zum Thema Gott aber schon ausgeschöpft.

Inzwischen ging alles zu Ende, die Bank gab mir plötzlich kein Geld mehr. An meinem Verhalten ist einem Betriebsrat aufgefallen, dass etwas bei mir nicht stimmt. Letztlich habe ich ihm alles erzählt. Zum Beispiel: der Schuldenberg ist zirka 45 000 DM, die Wohnung gekündigt, Selbstmord-Gedanken – ich weiß bloß nicht, wie ich mich umbringen sollte. Durch den Betriebsrat wurden nun einige Schritte zur Hilfe eingeleitet, zum Schuldnerberater, zur Wohnraumsicherung und zu einem Arzt wegen meiner Sucht. Es war sehr schmerzlich gesagt zu bekommen: „Du bist suchtkrank“.

Er teilte mir mit, ich muss so schnell wie möglich in eine Therapie. Ich hatte Panik, jetzt ist alles vorbei, ich komme in die „Klappse“ zu den Verrückten. Nach meiner Therapie wußte ich genau, ich will nicht mehr spielen und trinken. In der Therapie bekamen wir in sehr lebhaften Bildern gezeigt, wie eine Leberzirrose verläuft. Damals schwor ich mir, so elendig will ich nicht verrecken.
Ich hatte in der Therapie gelernt, ich bin etwas wert. Ich habe auch das Recht mich zu wehren, ich brauche mir nicht alles gefallen zu lassen. Ich kann auch mehr, als mir in der Firma zugetraut wird. Ich wurde dann auch in das Gremium der Vertrauensleute gewählt und wurde auch gleich Schriftführer. Nach den ersten vier Jahren standen nun Betriebsratswahlen an. Und siehe da, ich kam in den Betriebsrat. Dort auch wieder Schriftführer. Nach den Beriebsratswahlen wurden wieder Vertrauensleute gewählt. Diesmal wurde ich sogar Vorsitzender der Vertrauensleute und gleichzeitig Vorsitzender der Schwerbehinderten-Vertretung. Ich hatte dann auch mit der Zeit einiges geändert, wozu ich gesetzlich das Recht und die Pflicht hatte. Naja das bekam ich wieder auf anderem Weg zu spüren, dass dies bei einigen Leuten nicht so gut ankam. Ich spürte bald, dass ich mehr konnte als mir zugetraut wurde, ich würde in dieser Firma aber nie weiter kommen. Ich wollte aber mehr aus meinem Leben machen. Ich versuchte nun eine Umschulung zum Bauzeichner. Mein Arbeitsvertrag wurde wegen Sparmaßnahmen auf beiderseitiger Einwilligung aufgehoben.

An meinem letzten Urlaubstag bin ich durch Ludwigshafen gelaufen, dabei habe ich ein großes Schild auf einem Bus entdeckt – darauf stand: LEBEN IST MEHR. Dies waren Gemeindemitglieder der damaligen Evangelischen Freien Gemeinde Ludwigshafen, heute Mitglieder der FBG Mannheim. LEBEN IST MEHR – genau das wußte ich auch, genau das wollte ich auch. Ich kam mit den Menschen am Stand ins Gespräch und ich spürte sofort: Hier waren Menschen, die anders waren, die etwas Besonderes ausstrahlten. Ich hatte gespürt, da ist etwas, aber was das war, war für mich noch die große Frage.

Heute weiß ich, die hatten Jesus in ihr Leben aufgenommen. Diese Menschen gaben mir das Gefühl, etwas wert zu sein. Ich begann zu verstehen: Für Jesus ist jeder Mensch wertvoll, denn er liebt jeden so wie er ist.

Ich hatte seit meiner Jugend gelernt, ich kann nichts, mir traut keiner etwas zu. Warum solte ich mich dann noch anstrengen. Heute weiß ich, unser Gott hat mir Gaben und Können bei meiner Geburt gegeben, ich muß sie nur entdecken und den Mut haben, sie anzuwenden. Jesus hilft mir dabei, weil er mich liebt. Früher war mir egal, ob ich Blumen auf dem Tisch stehen habe, ganz allein für mich. Das Geld für die Blumen heute hatte ich in der Vergangenheit „besser“ angelegt für Alkohol oder zum Spielen. Ich hatte nie den Mut, meine Meinung zu vertreten, denn ich war ja nichts, ich war wertlos. Heute sagt mir Jesus, ich darf meine Meinung sagen. Ich soll sogar meine Meinung sagen, er gibt mir die Hilfe, die ich brauche, um das richtige zu sagen und dass ich weiter komme in meinem geistlichen Leben.

Es ist gut zu spüren, dass ich wieder intensiv etwas lernen kann. Je mehr ich in der Bibel lese, um so mehr will ich wissen. Ich habe auch sehr lange gesagt, ich kann kein Thema für den Hauskreis vorbereiten, dazu bin ich zu blöd. Wenn ich etwas gefragt werde da kann ich sicher nicht die richtige Antwort geben. Jesus sagt mir aber: „ Du kannst das.“ Siehe da – es geht. Ich brauche für ein Thema ungefähr eine Woche Vorbereitung, aber das ist egal, denn es ist immer ein Gewinn für mich.
Wenn mir jemand in der Abhängigkeit gesagt hätte, dass ich öfters vor zirka 120 Menschen stehen werde und etwas sage was mich bewegt, ich hätte jeden für verrückt erklärt. Heute mit Jesus ist das fast normal für mich geworden. Er sagt mir immer wieder, auch du hast etwas zu sagen.

Mein Leben mit ihm ist sehr viel mehr, sehr viel schöner mit ihm geworden. Sicher ist es auch sehr oft anstrengend geworden. Manchmal habe ich das Gefühl, ich packe es nicht mehr. Er und viele Geschwister aus unserer Gemeinde sind immer zur rechten Zeit da, um mir zu sagen, es geht doch, du musst nur auf den Herrn vertrauen. Ich habe sehr oft gespürt, unser Herr Jesus bürdet mir nie mehr auf als ich aushalten kann. Er gibt mir auch die Möglichkeit Lasten an ihn abzugeben. Er hat alle meine Sünden ans Kreuz getragen. Ich muss und will noch sehr viel lernen, ich bin mir sicher, mit Hilfe unseres Herrn ist alles möglich.

Norbert